Die WŸrde der Frau marianisch gedeutet
Am 15. August 1988 ging das von Papst Johannes Paul II.
ausgeschriebene Marianische Jahr z u Ende. Es hatte u.a. den Sinn, uns mit dem
Blick auf Maria, die Gebenedeite unter den Frauen auch an die WŸrde der frau zu
erinnern.
Darum hat uns der Papst zu Beginn des Marianischen Jahres
die Marien-Enzyklika ãRedemptoris materÒ geschenkt und am Ende des Marianischen
Jahres dann noch das Apostolische schreiben ãMulieris dignitatemÒ Ÿber die WŸrde
der Frau.
Daran wollen wir heute noch einmal besonders denken, weil
uns Mariens Verherrlichung in ihrer Aufnahme in den Himmel mit Seele und Leib,
die wahre Grš§e und Sendung der Frau in der Kirche kundtut.
In der Einleitung des Apostolischen Schreibens Ÿber die
WŸrde der Frau erinnert der Papst einleitend an jene biblische Stelle gleich am
Anfang der Hl. Schrift im Buch Genesis 1,27, wo Ÿber die Erschaffung des
Menschen in einem vielsagenden Satz berichtet wird: ãGott schuf den Menschen
als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er
sie.Ò Der Papst meint dazu: ãIn der Einheit der zwei sind Mann und Frau von
Anfang an dazu berufen, nicht nur NEBENEINANDER oder MINEINANDER zu existieren,
sondern sie sind auch dazu berufen F†REINANDER da zu sein.
Diesem Satz fŸgt der Papst dann die Bemerkung an: ãDiese
ewige Wahrheit Ÿber den Menschen als MANN und FRAU ist eine Wahrheit, die auch
in der Erfahrung aller fest verankert ist. Sie stellt gleichzeitig jenes
Geheimnis dar, das sich nur im fleischgewordenen ewigen Wort wahrhaft
aufklŠrt.Ò Die Wahrheit vom Menschen, der als Mann und frau geschaffen ist,
spielt also nicht nur im Schšpfungsplan Gottes bis hinein in die persšnliche
Lebensgeschichte eines jeden Menschen eine entscheidende Rolle, denn ein Mann
hat jeden von uns gezeugt, eine Frau hat jeden von uns geboren. Diese Wahrheit
vom Menschen, der als Mann und Frau geschaffen ist, spielt auch im Heilsplan
Gottes und in der Heilsgeschichte eine entscheidende Rolle: denn von einem Mann
und einer Frau ging das Unheil im SŸndenfall aus durch einen Mann, den Messias
und eine frau, die Mutter und Gehilfin des Erlšsers, sollte das Heil der
Menschheit wieder geschenkt werden.
Wenn man das beachtet, merkt man, wie sinnlos es ist, den
Mann gegen die Frau und umgekehrt die Frau gegen den Mann auszuspielen: Es
kommt immer auf beide an. So lautet der schšpfungsplan Gottes Ÿber den
Menschen, auch der Erlšsungsplan fŸr den Menschen beginnend mit dem
Protoevangelium im AT und hinfŸhrend zur Feststellung im NT, wo der Hl. Paulus
in Gal 4,4 schreibt: ã Als die FŸlle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen
Sohn, geboren aus einer Frau ...
Abgeschossen wird das mit dem prophetischen Aufblick in der
Apok 12, wo vom gro§en Zeichen am Himmel die Rede ist: Eine Frau, mit der Sonne
umkleidet, den Mond zu ihren F٤en, einen Kranz von 12 Sternen um ihr Haupt
gewunden – Und sie gebar ein Kind, einen Sohn ...Ò
Schauen wir uns nun dieses auffallende Zusammenspiel von
Mann und Frau in der Heilsgeschichte etwas nŠher an an
den markantesten Stellen des AT und des NT:
1. Gen 3,15
Es war nach dem SŸndenfall des ersten Mannes und der ersten Frau: Die
Stammeltern hatten Gottes Gebot Ÿbertreten und damit den fluch Gottes auf sich
und ihre Nachkommenschaft geladen: der Gnade der Gotteskindschaft und der
leiblichen Unsterblichkeit beraubt, wurden die beiden, Mann und frau, aus dem
Paradies der beglŸckenden GottesnŠhe vertrieben. Dunkel wurde es nun in ihnen
und um sie herum. Da lie§ Gott in das dŸstere Dunkel hinein ein erstes Licht
leuchten im sogenannten Protoevangelium, das die allererste Frohbotschaft vom
kommenden Heilbringer und Messias und seiner Mutter und Gehilfin enthŠlt, wie
es uns in Gen 3,15 aufgezeichnet ist: Gott spricht da zum Teufel in der Gestalt
der Schlange: ãFeindschaft will ich setzen zwischen dir und der Frau, zwischen
deinem Samen und ihrem Samen. Dieser wird dir den Kopf zertreten, du aber wirst
ihn nur an der Ferse verletzen.Ò
Dem Teufel wird hier radikalste Feindschaft
eines Mannes und einer Frau angekŸndigt und gesagt, dass seine Vernichtung
sicher ist: Der Kopf wird ihm zertreten von jener Frau, die mit ihrem Samen,
mit ihrem Sohn in radikalster Feindschaft zu ihm steht ... Der
Schlangenzertreter, der hier angekŸndigt wird, ist niemand anderer als der
Messias, der Erlšser: Hinter ihm aber steht die Frau, die Mutter: Als Jesus
Christus, der Messias, der Schmerzensmann am Kreuze hing und starb, war dies
scheinbar der Triumph des Teufels, in Wahrheit aber dessen radikalste
Niederlage. Der einst am Holze siegte, am Baum inmitten des Paradieses, als es
ihm gelang, die Stammeltern, den ersten Mann und die erste Frau zur ersten SŸnde
zu verfŸhren, der wurde nun am Holz des Kreuzesbaumes besiegt. Jene aber, die
dem Messias und Erlšser bei der Besiegung des Teufels half, war seine Mutter,
die Gebenedeite unter den Frauen. Wie der zweite Adam, der Messias und Erlšser
vom ersten Augenblick seines Daseins an in Todfeindschaft mit dem Teufel lebte,
so auch die zweite Eva, Maria die Mutter des Erlšsers! Beide hatten niemals
etwas mit dem Teufel und seinen Werken zu tun, Christus nicht, der Reinste und
Heiligste und Maria nicht, die makellos Empfangene SŸndenlose. Wie Christus, so
ist auch Maria eine unbezwungene Festung, die niemals vom Teufel durch die
SŸnde bezwungen wurde.
So ist in jener Schriftstelle des Alten
Bundes, die wir Protoevangelium, Urevangelium nennen und an der zum ersten Mal
in prophetischer Schau der Schleier vom kŸnftigen Erlšsungsgeschehen gelŸftet
wurde, ein Gru§ an die Gebenedeite unter den Frauen, ein Gru§ an die unbefleckt
empfangene Messiasmutter, die einst unter dem Kreuz und zum Kreuz stehen sollte
als Gehilfin des Erlšsers. Wie die erste Frau, die erste Eva, mit dem ersten
Mann, dem ersten Adam zusammenwirkte zum Unheil des Menschengeschlechtes, so
steht die zweite frau, die zweite Eva, an der Seite des zweiten Adam, des
Schmerzensmannes von Golgotha, hilfreich an dessen Seite beim bewirken des
Heils und der Erlšsung.
2. Jesaia
7,5 die zweite entscheidend wichtige Schriftstelle Ÿber das geheimnisvolle
Zusammenwirken von Mann und Frau zur Erlšsung der Menschheit steht im Buch des
Propheten Jesaia (7,5): das auserwŠhlte Volk Israel war nach €gypten
verschlagen worden. Es schmachtete in harter Fron und Knechtschaft. Doch Gott
fŸhrte sein Bundesvolk durch Mose unter Zeichen und wundern inn
die Freiheit und dann durch Josue in das gelobte Land hinein. Aber anstatt hier
seinem Bundesherrn, dem einen wahren Gott in Treue zu dienen, begann das Volk
mehr und mehr seiner Berufung untreu zu werden und mit den heidnischen
Gottheiten und mit heidnischer Sittenlosigkeit zu leibŠugeln. Besonders arg
wurde das unter dem gottlosen Kšnig Achaz, der von 736 bis 721 vor Christi
Geburt in Jerusalem regierte und alle seine VorgŠnger an Gottlosigkeit Ÿbertraf
und in JudŠa ganz systematisch den Gštzendienst einfŸhrte.
Da ereignete sich im Jahre 735 v. Chr.
Folgendes: Es brach ein Krieg aus zwischen Syrien und dem Landstrich, der dem
Stamm Ephraim zugewiesen worden war: Jerusalem wurde wŠhrend dieses Krieges von
den Kšnigen von Damaskus und Samaria belagert. Diese beiden Kšnige wollten
Jerusalem zwingen, ihrem BŸndnis gegen den Gro§kšnig von Assyrien beizutreten.
Allen Bewohnern von Jerusalem lag deshalb
der Schrecken in den Gliedern, am meisten aber dem Kšnig Achaz, der sich in
grš§ter Not und BedrŠngnis wusste und dabei nicht mehr ein und aus wusste. Ohne
Halt, ohne Hilfe, ohne Glauben zitterte er wie Espenlaub, hei§t es wortwšrtlich
in der Hl. Schrift. Statt in so verzweifelter Situation ganz fest und stark auf
Gott zu vertrauen, wollte er bei der heidnischen Weltmacht Assyrien Schutz und
Hilfe suchen. Er schickte seine UnterhŠndler dorthin, was erst recht všllig
verfehlt war, denn von Assyrien war damals keine wahre Hilfe zu erwarten; es
war ja nur auf Eroberung und nicht auf Frieden aus.
In dieser kritischen Situation wurde nun
von Gott der Prophet Jesaia zu Kšnig Achaz gesandt. Der Kšnig war gerade bei
der Besichtigung der Befestigungswerke der Stadt Jerusalem. Da sprach der
Prophet Jesaia ihn an: ãMajestŠt, glauben Sie doch an Gott, den Bundesherrn
Israels und vertrauen Sie! Der Herr wird helfen. Lassen Sie doch alles falsche
Paktieren mit Assyrien! Das wŠre erst recht nur zum Unheil des Volkes Israel!Ò
Der Kšnig darauf: ãEs ist zu spŠt. Und von Gott ist keine Hilfe zu erwarten.Ò
– Darauf der Prophet Jesaia: ãGanz sicher wird Gott helfen. Man muss nur
glauben und vertrauen.Ò Zum Beweis dafŸr, dass Gott und Er allein in dieser
verzweifelten Situation noch helfen kšnne und helfen werde, solle der Kšnig ein
Wunderzeichen verlangen. So wahr und wirklich dieses Wunderzeichen eintreten
werde, so wahr und wirklich sei auch die Tatsache, dass Gott auch jetzt, in
dieser verzweifelten Situation, noch helfen und zu seinem Bundesvolk stehen
wird! – Darauf Kšnig Achaz in heuchlerischer Weise: ãIch will Gott dadurch,
dass ich ein von mir selbst gewŠhltes Wunderzeichen erbitte, nicht versuchen.Ò
– Darauf der Prophet Jesaia in heiligem Zorn Ÿber den heuchlerischen,
gottlosen Kšnig Achaz: ãSo hšre denn, Haus David! Ist es euch zu wenig, dass
ihr Menschen zur Last fallet, da ihr auch meinem Gott zur Last fallt? Da Sie, Kšnig Achaz, in Ihrem Unglauben
vom Herrn und Gott kein Wunderzeichen gefordert haben, sei es in der Tiefe
unten, sei es in der Hšhe oben, so wird der Herr selber euch jetzt ein Zeichen
geben: Seht, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebŠren; und sein Name
wird sein: Immanuel, Gott mit uns!Ò
Der Prophet Jesaia kŸndigte also dem
gottlosen Kšnig Achaz, seinem Hof, dem Hause David und seinem Volk, dem Volk
Israel, an:
So sicher als dereinst der verhei§ene Messias
und Erlšser von einer Jungfrau empfangen und geboren werden wird und dieser
Sohn der Jungfrau, dieser rŠtselhaft geheimnisvolle Mann in seinem ganzen Wesen
nichts anderes sein wird als Immanuel, d.h. Gott mit uns, so sicher soll auch
Jerusalem und das davidische Kšnigshaus aus der gegenwŠrtigen Situation, die
– menschlich gesprochen – verzweifelt ist, errettet werden: ãSiehe,
die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebŠren. Sein Name wird sein
Immanuel, Gott mit uns!Ò
Hier, in der Mittagsstunde der
alttestamentlichen Heilsgeschichte, leuchtete das gro§e, verhei§ungsvolle
Zeichen der Urzeit aufs Neue auf, diesmal schon viel deutlicher und noch
schšner als damals im Protoevangelium. Es ist jetzt nicht mehr blo§ in
schattenhaften Umrissen das Bild der Mutter des Schlangenzertreters, also der
Mutter des Messias, die ihren Sohn, ihren Spross als Mann an ihrer Seite in der
radikalen Feindschaft zur teuflischen Schlange hat. Jetzt wird es schon
ausdrŸcklich gesagt, dass diese Frau, die Messias- und Erlšsermutter jungfrŠulich
empfangen und jungfrŠulich gebŠren wird und Jungfrau und Mutter zugleich sein
wird, wobei der Sohn, den sie jungfrŠulich empfangen und gebŠren wird, Gott und
Mensch zugleich sein wird: Nicht blo§ der Erlšsungsplan und das Erlšsungsziel Gottes
wird lauten: Gott mit uns, auch das eigene Wesen des Mannes, dem die Jungfrau
Mutter sein wird, wird darin bestehen, dass er die Gottnatur mit der
Menschennatur in sich vereint und dass in ihm und durch ihn Gott mit uns,
wieder mit uns Menschen sein wird. Halten wir es glŠubig froh und dankbar fest,
was uns da am Mittag der alttestamentlichen Heilsgeschichte vom Propheten
Jesaia angekŸndigt wird: Der Messias, der Immanuel, der starke Gott-mit-uns
wird nicht aus dem Samen eines Mannes oder – wie es im Prolog des Joh.
Ev. dann hei§en wird – nicht aus dem Verlangen des Fleisches und nicht
aus dem Wollen des Mannes gezeugt und geboren werden, sondern aus Gott, durch
den Hl. Geist, aus einer Jungfrau.
3. Gal 4,4
In der FŸlle der Zeit ãsandte dann Gott seinen Sohn, geboren aus einer Frau
– wie Paulus in Gal 4,4 schreibt, wobei er keinen Mann nennt, der etwa
zeugend bei der Menschwerdung des Sohnes Gottes mithelfen wird. Diesen gibt es
nicht. ãWie soll dies geschehen, da ich keinen Mann in geschlechtlicher Hingabe
erkenne?Ò So wird die Jungfrau Maria den Engel Gabriel fragen. Und dessen
aufklŠrende Antwort wird lauten: ãDer Hl. Geist wird Ÿber dich kommen und die
Kraft des Allerhšchsten wird dich Ÿberschatten ...Ò
Wie der Sonnenstrahl durch den Kristall
hindurchdringt, ohne ihn zu trŸben oder in seiner Leuchtkraft zu verletzen, so
wird auch der Messias und Erlšser auf wunderbare Weise in den jungfrŠulichen
Scho§ seiner Mutter eintreten und wird auch auf wunderbare Weise aus dem
verschlossenen Tabernakel ihres jungfrŠulichen Mutterscho§es wieder
heraustreten, wenn in der FŸlle der Zeit die Nacht in ihrem Laufe die Mitte
ihres Weges erreicht und tiefstes Schweigen alles umfangen halten wird (vgl.
Weish 18,14f). Die Messias-Mutter – so hat es der Prophet Jesaia im Auftrag
Gottes angekŸndigt und der Zeitgenosse des Propheten Jesaia, der Prophet Micha
dann noch wiederholt und bestŠtigt – die Messias-Mutter wird Jungfrau
sein vor der Geburt, in der Geburt, nach der Geburt ihres gšttlichen Sohnes,
semper Virgo, immer und allzeit Jungfrau, das war das gro§e Zeichen aus der
Hšhe oben. Und die Kirche hat dann, als dieses Zeichen in ErfŸllung gegangen
war, allzeit unerschŸtterlich an diese Wahrheit geglaubt und sich darin nie
irremachen lassen: ãempfangen vom Hl. Geist, geboren aus Maria der JungfrauÒ,
so betete dann die Kirche von der apostolischen Zeit angefangen im
Apostolischen Glaubensbekenntnis und betet heute noch so! So wollen auch wir
mit der Ave-Glocke am Mittag der alttestamentlichen Heilsgeschichte Maria
gr٤en als jene, die mit der Doppelkrone der Gottesmutterschaft und der
JungfrŠulichkeit geschmŸckt ist!
4. Lk 2,34
Ist nun etwa mit dieser herrlichen Weissagung des Propheten Jesaia die Kunde
des AB Ÿber die Gottesmutter Maria voll und abgeschlossen? Nein, noch nicht ganz
jedenfalls. Noch einmal, in der Abendstunde der alttestamentlichen
Heilsgeschichte, werden in das Bild der Gebenedeiten unter den Frauen
abschlie§end noch einmal besonders vielsagende striche hineingezeichnet. Das
dritte Ave am Abend der alttestamentlichen Heilsgeschichte ist zuletzt noch ein
Gru§ an die Schmerzensmutter, die mit ihrem messianischen Erlšsersohn, dem Mann
der Schmerzen, mitleiden und mitopfern muss:
Der greise Simeon, gleichsam der letzte
AuslŠufer des Alten Bundes, der Mann des †bergangs vom Alten zum Neuen Bund, er
hat vom Hl. Geist die Offenbarung erhalten, dass er den Tod nicht schauen
werde, bevor er den Gesalbten des Herrn, den Messias, noch gesehen habe. Auf
Antrieb des Hl. Geistes kam er in den Tempel, als gerade die Erlšsermutter mit
ihrem gšttlichen Kind auf ihrem Opfergang daherkam. Er nahm voll Freude das
Jesuskind auf seine zittrigen Arme und entbot ihm einen herrlichen Morgengru§.
Dann wandte er sich an Maria und sprach: ãSiehe, dieser ist gesetzt zum
Falle und zur Auferstehung vieler
in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen werden wird! Und auch deine
eigene Seele wird ein Schwert durchdringen, damit die Gedanken vieler Herzen
offenbar werden.Ò (Lk 2,34-35).
Hier leuchtet das Bild Mariens am Abend des
Alten Bundes noch einmal auf und diesmal ist es nicht mehr das Bild der
makellosen Erlšsermutter, auch nicht mehr das Bild der Jungfrau-Mutter, sondern
diesmal ist es das Bild der Schmerzensmutter an der Seite des Schmerzensmannes.
Vom Schicksal beider, von dem des gšttlichen
Kindes und seiner Mutter, kundet hier ein vom Hl. Geist Erleuchteter noch entscheidend
Wichtiges: Vom Kinde kŸndet er dies, dass sich an ihm, dem Schmerzensmann, die
Geister scheiden werden, dass an ihm niemand neutral und uninteressiert vorbeigehen
kann: den Einen wird er zum Segen, den Anderen zum Falle, je nachdem wie sie zu
ihm stehen, in hingebender Liebe und Treue oder in kalter Ablehnung.
Mit dem Schicksal des gšttlichen Sohnes ist
aber auch – so sagt es der greise Simeon voraus – das Schicksal der
Gebenedeiten unter den Frauen engstens verbunden, so innig verbunden wie der
LŠngsbalken und der Querbalken des Kreuzes: Die Mutter wird hineingerissen
werden in die Tragik ihres Sohnes und das Weh und Leid ihres Sohnes wird dieser
Mutter so zu Herzen gehen, als wŸrde es ihr von einem siebenfachen Schwert
durchbohrt. So leuchtet am Abend der alttestamentlichen Heilsgeschichte in den
Morgen der neutestamentlichen Heilsgeschichte das Bild der Schmerzensreichen,
der Mater dolorosa, der Mutter des
Gekreuzigten hinein: ãDas Schwert im Herzen, mit tausend Schmerzen blickst du
auf deines Sohnes Tod, Maria!Ò Sei uns auch als solche gegrŸ§t in dieser Zeit,
in der so viele Menschen, auch Christen, auch Katholiken, am Geheimnis Christi,
am Leben, Leiden und Sterben deines Sohnes gedankenlos oder glaubenslos
uninteressiert vorbeileben, weil sie in dieser Zeit des Wohlstands nur noch am
Materiellen und vergŠnglich Zeitlichen und nicht mehr am Ewig-Bleibenden
interessiert sind! Maria, du Schmerzensmutter, hast von der Krippe bis zum
Kreuz den besten Beitrag zu unserer Erlšsung und zur Konsekrierung allen
Erdenleids geleistet und sorgst dich noch immer mŸtterlich um das ewige Heil
der vielen, die in Šu§erster Gefahr sind, auf ewig verloren zu gehen, wie du es
so ergreifend in Fatima ausgesprochen und aufgezeigt hast!
(Liebe GlŠubige, nehmt diese dreifache
Skizze zum Marienbild des Alten Bundes mit (in den letzten Teil des Advents)
und denkt manchmal an dieses dreifache Ave-LŠuten, das einst in den Advent des
Alten Bundes hineinklang: Der Hl. Geist selber hat am Schšpfungsmoren die
Ave-Glocke erstmalig zum Schwingen gebracht, als er im Protoevangelium die
Frohbotschaft von der Erlšsermutter, der makellosen Mutter des Messias, des
Schlangenzertreters, aufklingen lie§: ãFeindschaft will ich setzen zwischen dir
(Schlange) und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den
Kopf zertreten ...Ò
Die Ave-Glocke erklang dann wieder, als der
Prophet Jesaia, vom Geiste Gottes erleuchtet, auf die Jungfrau-Mutter mit so
klaren Worten hinwies: ãSiehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn
gebŠren und sein Name wird sein Emmanuel, Gott mit uns!Ò
Zuletzt erklang die Ave-Glocke am Abend des
Alten Bundes und sie klang schon hinein in den Morgen des Neuen Bundes: Maria,
die Schmerzensmutter, deren Schicksal mit dem ihres Sohnes engstens verbunden
sein wird ...Text endet hier, Fortsetzung nicht verfŸgbar!)
5. Apok 12 Nun
folgt noch kurz eine Betrachtung Ÿber die letzte biblische Stelle, die uns an
den Heilsplan Gottes mit Mann und Frau und an die WŸrde der Frau erinnert, wie
sie in der Aufnahme Mariens in die himmlische Herrlichkeit aufleuchtet: Apok 12
Was hier aufklingt, ist der Einleitungsvers
zur Festmesse von Maria Himmelfahrt im Introitus: ãEin gro§es Zeichen erschien
am Himmel: eine Frau, mit der Sonne umkleidet, den Mond zu ihren F٤en, einen
Kranz von 12 Sternen um ihr Haupt gewunden.Ò Ein eigenartiges Bild, das mich
stark an einen Zeitungsartikel erinnert, den ich anlŠsslich des
20-Jahr-JubilŠums der 1969 erfolgten Mondlandung gelesen habe: ãDer Mensch im
KosmosÒ. Das ist doch schon lange das gro§e Thema der Technik, seit es ihr
gelungen ist, Raketen, kŸnstliche Satelliten und Raumsonden mit Erfolg zu
starten und die Erforschung des Weltraums, des Universums in ErgŠnzung dessen,
was die Astronomie schon seit langem erforscht hat, weiter voranzutreiben.
ãDer Mensch im KosmosÒ, das ist –
seit Gagarin, Shepard Titow, Glenn und ihre Nachfolger die Erde erfolgreich
umkreist haben, zu einer staunenerregenden Tatsache geworden. Und wie hat man sich
vor 20 Jahren gefreut, als eine amerikanische Rakete auf dem Mond landete, der
erste Mensch auf den Mond herausstieg und exakte Naheaufnahmen von der
MondoberflŠche herabfunkte auf unsere Erde.
ãDer Mensch im KosmosÒ. Geht es wirklich
darum, den Weltraum zu erobern beim weiteren Vorsto§en ins Weltall bis zur
Venus und noch weiter? Wird die Eroberung des Weltraums je dem kurzlebigen
Menschen gelingen? Ist das nicht bei den unermesslichen Dimensionen des Weltraums,
wo nicht mehr mit Kilometern, sondern nur noch mit Milliarden von Lichtjahren
die Entfernungen bestimmt werden kšnnen, ein unmšgliches Unterfangen? Und doch
geht es bei all diesen Experimenten um gro§artige menschliche Leistungen, wenn
der Mensch dabei nur nicht seine eigentlichste Aufgabe und sein eigentliches
Ziel und seine ihm vom Schšpfergott zugedachte Stellung im Kosmos Ÿbersieht,
au§eracht lŠsst und vergisst.
Da steht jetzt noch einmal dieses Thema
ãDer Mensch im KosmosÒ vor uns, wenn wir an den Introitus der heutigen Festmesse,
an jenen Vers im 12. Kapitel der Apokalypse denken: ãEin gro§es Zeichen
erschien am Himmel: eine Frau, mit der Sonne umkleidet, den Mond zu ihren
FŸ§en, einen Kranz von 12 Sternen auf ihrem Haupt.Ò Ist das nicht wahrhaftig
ein Mensch im Kosmos, hineingestellt in Sonne, Mond und Sterne? Hier geht es
aber nicht um einen Menschen, der sich den Weltraum erobert im technischen und
geographischen Sinn, nein, es geht hier um einen Menschen, ganz konkret um eine
Frau, die auf Grund ihrer Gottverbundenheit und einzigartigen GnadenfŸlle sich
erhebt Ÿber den vergŠnglichen Kosmos und hineingehoben worden ist in die
unvergŠngliche Herrlichkeit des unendlich gro§en, herrlichen Gottes! Maria ist
dieser Mensch, der in seiner GnadenfŸlle, in der Anfangsbegnadigung durch die
Unbefleckte EmpfŠngnis und in der Endbegnadigung durch die leibliche Aufnahme
in den Himmel dazu bestimmt ist, dem Menschen, Mann und Frau, als Modelfall zu
dienen, an welchem wir ablesen kšnnen, was Gott Gro§es mit dem Menschen, mit
jedem Menschen, mit Mann und Frau vorhat, wenn sich der konkrete Mensch in liebender
Hingabe an Gott und in der Gnade Gottes Ÿber das Irdische, VergŠngliche,
Niedrige und Gemeine erhebt wie Maria: Da wird dann der Mensch nicht blo§ in
seiner unsterblichen Geistseele, sondern auch mit seinem materiellen Leib
hineingehoben in die Herrlichkeit des dreifaltigen Gottes und der Kosmos mit
Sonne, Mond und Sternen ist dann bei einem solchen Menschen nur noch ein Bild
fŸr diese ihm von Gott geschenkte strahlende, verklŠrte Herrlichkeit: Maria,
mit der Sonne umkleidet! Die Sonne ist hier nur ein Bild der lichten
Herrlichkeit Gottes, von dem uns die Hl. Schrift (1 Joh 1,5) sagt: ãGott ist
Licht und Finsternis ist nicht in ihmÒ. Und wieder sagt die Hl. Schrift (1 Tim
6,16): ãGott wohnt in unzugŠnglichem Lichte und kein Mensch hat in je gesehen
und kann ihn sehen.Ò Gott kann aber den Mensch hineintauchen in seine eigene
LichtfŸlle. Das hat er eben an einer Frau, an Maria bereits getan: Sie ist mit
der Sonne umkleidet. Der Mond ist zu ihren F٤en. Wieder ist das ein Bild; und
zwar dafŸr, wie sie in ihrer menschlichen, fraulichen Schšnheit, die ganz von
Gottes Gnade durchdrungen ist, Ÿber alles VergŠngliche erhaben ist und nur
hineingetaucht ist in die UnvergŠnglichkeit des ewigen, ewig seligen,
dreifaltigen Lebens Gottes.
Und ein Kranz von 12 Sternen ist um das
Haupt dieser Frau, der Gebenedeiten unter den Frauen, gewunden: Ein Diadem von
einmaliger Schšnheit ist das, wie es noch keine andere frau getragen hat: Die
Tugenden Mariens sind wohl unter den Sternen hier gemeint, voran die drei
gšttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und die vier
Kardinaltugenden, die Maria in ihre Seele eingesenkt bekam, die sie aber durch
treues Mitwirken mit der ihr angebotenen Gnade auch zu schšnster Entfaltung
brachte und die sie in vorbildlichster Weise betŠtigte, so dass sie zu immer
intensiverer Liebeshingabe an Gott gelangte und schlie§lich die Strahlkraft
ihrer begnadeten, makellos reinen Seele sich auch an ihrem durch SŸnde unentweihten
Leib auswirken musste und dieser ihr Leib vor den Auswirkungen der SŸnde, vor
der Verwesung bewahrt blieb und gleich am Ende des irdischen Lebenslaufes
Mariens zusammen mit ihrer Seele in die verklŠrte Herrlichkeit des Himmels
hineingehoben wurde.
Das alles aber, was da an Maria, dem erst-
und meisterlšsten Menschen, geschehen ist kraft der Erlšsungstat Jesu Christi,
soll tatsŠchlich nur Modellfall sein fŸr uns alle, ganz gleich ob Mann oder
Frau, da Gott auch jedem von uns so Gro§es als Ziel zugedacht hat: ãQuid est
homo?Ò Was ist der Mensch, der Mensch, den Gott nach seinem Ebenbild als Mann
und Frau geschaffen hat? Der Mensch im Kosmos ist scheinbar nur ein kleines
Ameislein. Und doch, nach dem schšpfungsplan und Heilsplan Gottes ist der Mensch,
ob Mann oder Frau, das Grš§te im Kosmos, bestimmt zu unvergŠnglicher
Herrlichkeit: ãGloria et honore coronasti eumÒ. Mit Ruhm und Ehre hast du, o
Gott, ihn gekršnt.
Wir dŸrfen nicht, wir wollen nicht streiten
um den Vorrang des Mannes vor der Frau oder der Frau vor dem Mann. Beide sind
von gleicher WŸrde, beide fŸr gleiche Herrlichkeit bestimmt: Nur in einem hat
die Frau den Vorrang: eine aus dem Frauengeschlecht, die Gebenedeite unter den
Frauen, stellt fŸr immer und bis ans Ende der Zeiten den Modellfall dar, welch
erhabene Bestimmung dem Menschen zuteil geworden ist an Seele und Leib. Amen